Samstag, 20. Oktober 2012

+++ROMNESIE+++



Noch 17 Tage bis zur Wahl in den USA, noch 2 Tage bis zum dritten und letzten TV-Duell! Es geht hoch her im Kampf zwischen Barack Obama (51) und seinem Herausforderer Mitt Romney (65)!

Nachdem sich die beiden Kontrahenten beim traditionellen Al-Smith-Dinner im New Yorker Hotel Waldorf Astoria im Smoking und mit Witz bekriegten, geht es jetzt wieder weniger elegant zu.
„Romnesia“ heißt die neuartige Krankheit, die der US-Präsident dem Republikaner attestiert.
Vor 9000 Anhängern sagte Obama am Freitag auf einer Wahlkampfveranstaltung in Virginia, Romney sei von seinen konservativen Positionen im Vorwahlkampf inzwischen eingeknickt und auf eine moderate Linie eingeschwenkt.

„Er hat vergessen, was seine eigenen Standpunkte sind, und er setzt darauf, dass Sie das auch tun”, rief er. „Wir müssen einen Namen finden für den Zustand, den er durchmacht. Ich glaube, er wird 'Romnesie' genannt”, sagte Obama zum Jubel der Menschen.

Als Beispiel nannte Obama die Steuerpolitik. „Wer zuvor in diesem Jahr gesagt hat, er werde die Steuern für die oberen ein Prozent (der Bevölkerung) kürzen, und dann in einer Debatte sagt 'Ich weiß nichts von Steuererleichterungen für die Reichen', der braucht ein Thermometer und muss Fieber messen, denn er hat wahrscheinlich 'Romnesie'.”
Die Republikaner wiederum diagnostizieren Obama eine ganz andere Krankheit: Angstmacherei. Wer kein politisches Programm für eine zweite Amtszeit vorlegen könne, der versuche es eben damit, verkündeten sie.

Die englische Wortschöpfung „Romnesia” – gebildet aus „Romney” und „amnesia”, auf Deutsch „Amnesie”, Gedächtnisschwund – wurde im Laufe des Tages schnell zu einem der häufigsten Schlagworte auf dem Kurznachrichtendienst Twitter.
Es war zuvor bereits stellenweise in Zeitungskommentaren, auf Facebook und Pro-Obama-Blogs aufgetaucht.

Obama hat den Namen seines Rivalen schon in der Vergangenheit verballhornt. Unter Anlehnung an den englischen Volkshelden Robin Hood nannte er ihn „Romney Hood”, der allerdings den Armen das Geld nehme, um es den Reichen zu geben. Wegen des starken Schutzes der Meinungsfreiheit in den USA haben Beleidigungsklagen von Personen des öffentlichen Lebens kaum Aussicht auf Erfolg.
Wie Romney das findet? Gar nicht witzig! Er wirft Obama „kleinkarierter Angriffe und dümmlicher Wortspiele” vor.

Doch der US-Präsident setzt auch inhaltlich neue Zeichen. Sein Wahlkampfmanagement machte inzwischen das milliardenschwere Hilfsprogramm für die Autohersteller General Motors und Chrysler zum Thema.
In dem heftig umkämpften Staat Ohio schaltete das Team Obamas am Freitag einen neuen Fernsehspot, der den damaligen Widerstand des republikanischen Herausforderers Romney gegen die Rettungsaktion thematisiert. So tauchen mehrere Arbeiter der Automobilindustrie in dem Clip auf und berichten, dass sie ihre Arbeitsplätze der Entscheidung Obamas verdanken, den beiden Großkonzernen 2009 Bundesdarlehen zu gewähren.
Romney hingegen hatte sich für einen strukturierten Konkurs ohne den Einsatz von Steuergeldern ausgesprochen. Hätte Obama damals nicht interveniert, wäre Ohio zusammengebrochen, sagt ein Arbeiter in dem Wahlwerbespot. Dieser endet mit dem Slogan: „Mitt Romney. Keiner von uns.”

Es ist ein Kopf-an-Kopf-Rennen! In den Umfragen liegen Romney und Obama immer noch eng beieinander. Eine Reuters/Ipsos-Erhebung sah den Amtsinhaber am Freitag nur drei Prozentpunkte vor dem Herausforderer.
Ex-US-Präsident Bill Clinton mahnt seine Landsleute!
Weil „ungeduldige” Amerikaner noch nicht die wirtschaftliche Besserung im Land erkannt hätten, sehe Obama einer schwierigen Wiederwahl entgegen, sagte sein Vorgänger Bill Clinton in Green Bay in Wisconsin, wo er auf Wahlkampftour für seinen Parteifreund Halt machte. Die Wähler sollten Obama anhand der letzten drei Jahre beurteilen, in denen der Arbeitsmarkt im Privatsektor einigen Boden gut gemacht hätte.
Clinton hatte Wisconsin einst bei seinen beiden Präsidentschaftswahlen gewonnen. Nun hoffen die Republikaner auf eine Wende, schließlich kommt ihr Vizepräsidentschaftskandidat Paul Ryan von dort. Der Abgeordnete, der gemeinsam mit Mitt Romney als Präsident ins Weiße Haus einziehen möchte, hat dort in den vergangenen Monaten bereits jede Menge Wahlkampfauftritte absolviert.

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