Montag, 29. Oktober 2012

+++OLIVER KAHN bloggt - No.7+++



Liebe Fußball-Fans,
pro Saison werden im Schnitt etwa die Hälfte der Trainer gefeuert. Trotzdem kommt der Entlassung von Felix Magath eine Sonderrolle zu. Erstens besaß kein anderer Bundesliga-Coach eine solche Machtfülle, zweitens galt der 59-Jährige als letzter „harter Hund“ auf der Trainerbank, laut „F.A.S.“ gar als „gefürchteter Diktator“.

Bei Wolfsburg war Magath Trainer, Manager und Geschäftsführer in Personalunion. Entsprechend groß ist das strukturelle Vakuum, das er hinterlässt. Die Tageszeitung „Die Welt“ hat Magath vorgerechnet, in eineinhalb Jahren 81 Spieler transferiert zu haben – mit einem Transferverlust von 41 Millionen Euro. Es ist kaum vorstellbar, dass in naher Zukunft noch einmal ein Bundesligist eine Einzelperson mit dermaßen viel Macht ausstatten wird.

Im Fanorakel hält eine eindeutige Mehrheit der User den Rauswurf Magaths für richtig. Ausgewogen ist das Meinungsbild in der Frage, ob Magath überhaupt wieder einen Bundesligisten trainieren wird.
Privat habe ich Felix Magath als überaus freundlichen, höflichen Menschen kennengelernt. Mit dem Trainer Magath habe ich zweieinhalb Jahre beim FC Bayern zusammengearbeitet. Uli Hoeneß hat rückblickend auf die Zeit gesagt: „Wenn du es mit zwei Titeln in Folge schaffst, 80 Prozent der Spieler gegen dich aufzubringen, stimmt etwas nicht.“ Wo liegen die Gründe für diese Einschätzung.

Geprägt von Trainervorbildern wie Ernst Happel und Branko Zebec setzt Magath auf ein knallhartes Trainingsprogramm, was nicht bei allen Spielern pure Freude entfacht... Körperlich sind seine Teams allerdings meistens in einem hervorragenden Zustand. Magaths Mannschaftsführung ist geprägt von sehr wenig Kommunikation. Das führt dazu, dass du als Spieler in einer permanenten Unsicherheit lebst. Spiele ich Samstag? Warum spiele ich nicht? Warum hat er mich ausgewechselt? Was ist meine Rolle innerhalb der Mannschaft? Wo kann ich mich verbessern? Während diese Art anfangs noch anstachelt, entsteht im Laufe der Zeit ein Klima der Ungewissheit und des Misstrauens. Viele seiner Entscheidungen werden von den Spielern nach und nach als Schikane empfunden. Es entstehen immer tiefere Gräben zwischen Trainer und Mannschaft.      
Der Aufbau von Vertrauen und Respekt ist elementar wichtig, wenn ein Trainer langfristig mit einer Mannschaft erfolgreich arbeiten möchte. Ein Trainer, der  sich als Potenzialentwickler begreift, also als jemand, der die Fähigkeiten der Spieler aufspürt, entwickelt und stärkt, kann das Maximale aus einer Mannschaft herausholen.

Klopps Umgang mit Schmelzer hat mir imponiert

Der Umgang von Jürgen Klopp mit dem zuletzt in die Kritik geratenen Marcel Schmelzer hat mir imponiert. Vom Notnagel in der Nationalmannschaft zum Dortmunder Torschützen gegen Real Madrid – das sind genau die Schritte, die ein Spieler geht, wenn er weiß, dass der Trainer an ihn glaubt und ihn stark macht.
Statt sich mit seiner Fußprellung aus der Verantwortung zu ziehen, hat Schmelzer gegen Real genau das Gegenteil getan – er hat Verantwortung übernommen und den Siegtreffer erzielt.
Das richtige Maß an Distanz und Nähe zu finden, Sensibilität für die Spieler zu entwickeln, konsequent zu sein und auch mal hart durchzugreifen - das sind grundsätzliche Eigenschaften eines Trainers. Magath ist nicht daran gescheitert, dass er ein „harter Hund“ ist, sondern daran, dass es ihm nicht gelingt, auf Dauer ein Klima des Vertrauens zu erzeugen.


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