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Dienstag, 25. September 2012
Zum dritten Mal zur Hinrichtung in Texas!
Cleve Foster erinnert sich an die Tür. Sie ist aus Stahl und die letzte, die texanische Todeskandidaten in ihrem Leben durchschreiten. Sie führt in die Todeskammer im Gefängnis von Huntsville, wo Texas zum Tode Verurteilte hinrichtet. "Du kannst den Blick nicht von dieser Tür nehmen", sagt Foster.
Foster ist einer der Verurteilten, er soll vor zehn Jahren an der Entführung und Tötung einer 30-Jährigen bei Fort Worth beteiligt gewesen sein. Zweimal in den vergangenen anderthalb Jahren stand der 48-Jährige selbst kurz davor, durch die Stahltür geführt zu werden. Das erste Mal sollte er im Januar 2011 sterben, sein zweiter Hinrichtungstermin war für den vergangenen September angesetzt.
In beiden Fällen ordnete der Oberste Gerichtshof der USA in letzter Sekunde an, die Hinrichtung zu verschieben - ein Erfolg für Fosters Anwälte. Beim ersten Mal stimmte das Gericht zu, einen Antrag erneut zu überprüfen. Darin argumentierten die Verteidiger, ihr Mandant sei unschuldig und während seines Verfahrens juristisch schlecht beraten worden. Beim zweiten Mal ließ das Gericht die Hinrichtung verschieben, weil es mehr Zeit haben wollte, um über den einen Antrag Fosters zu befinden, zu dem Fall eine neue Anhörung anzusetzen.
Nun ist ein neuer Termin angesetzt: Am Dienstag soll Foster durch die Stahltür gehen.
Foster arbeitete früher für die Armee. Seine Aufgabe war es, Rekruten anzuwerben. Die anderen Insassen des Todestraktes nennen ihn "Sarge", eine Kurzform von "Sergeant". Foster bezeichnet sich als unschuldig - diese Botschaft versucht er auch auf einer Website zu verbreiten. Laut Staatsanwaltschaft verbinden ihn allerdings DNA-Spuren mit der Tat; zudem soll Foster bei Befragungen unterschiedliche Versionen seiner Geschichte erzählt haben.
"Vertrauen in Rechtsbeistand und Vertrauen in Gott"
Fosters Anwälte argumentieren, ihr Mandant habe bei seinem Verfahren 2004 in Fort Worth schlechten juristischen Beistand gehabt. Zudem wollen sie, dass sich die Gerichte grundsätzlich neu mit dem Fall beschäftigen, weil sich seit dem Urteil die Rechtsprechung zu Fällen, in denen die Todesstrafe möglich ist, verändert habe. "Ich möchte nicht überheblich erscheinen, aber ich habe Vertrauen in meinen Rechtsbeistand und Vertrauen in meinen Gott", sagt Foster.
Foster weiß, was am Dienstag auf ihn zukommen wird. Um zwölf Uhr wird eine vierstündige Besuchszeit enden, bei der er sich von Freunden und Verwandten verabschieden kann. "Die Uhr schlägt zwölf. Ein Dutzend Wachen eskortieren dich", sagt Foster. Er hat nachgezählt: Es sind genau 111 Schritte bis zu einem Käfig, in dem kontrolliert wird, ob er noch Metallteile am Körper trägt. "Du trägst Handschellen, Fußfesseln, sie geben dir Stoffschlappen, du musst watscheln, damit du sie anbehältst", sagt er. Die 111 Schritte führen ihn an den Zellen anderer Todeskandidaten vorbei, die ihn mit Klopfen gegen die Zellenscheiben verabschieden.
Am Gefängnistor wird ein Wagen auf Foster warten. Die Fahrt vom Gefängnis in Livinston, wo die Todeskandidaten untergebracht sind, bis nach Huntsville, wo die Exekutionen vollzogen werden, dauert knapp eine Stunde. Seit fast einem Jahrhundert werden in Huntsville Menschen hingerichtet. Von 1924 bis 1964 kamen 361 Personen auf den elektrischen Stuhl. Seither wurden 485 Menschen durch eine tödliche Injektion hingerichtet.
Foster hat eine Ahnung davon, was die Getöteten in ihren letzten Lebensminuten empfunden haben könnten. Bei der Ankunft in Huntsville, sagt er, fühle man sich, als reise man in die Zeit der Kerker zurück. In Huntsville muss der Verurteilte am Tag der Hinrichtung meist für etwa vier Stunden in einer winzigen Zelle warten, die nur wenige Schritte von der Stahltür der Exekutionskammer entfernt ist.
Die Zelle sei ein wenig gespenstisch. "Man sieht, dass alles schon lange da ist. Alles ist poliert, aber trotzdem alt", sagt Foster. "Es ist fast wie 'Hotel California'", sagt er und spielt damit auf das Lied der Eagles an. Darin heißt es: "Du kannst jederzeit auschecken, aber du kannst niemals gehen."
Bei seiner ersten Reise nach Huntsville bekam Foster dort eine Henkersmahlzeit. Er genoss das Essen, unter anderem gab es Hühnchen. "Es schmeckte so gut", sagt er, "es war sogar gewürzt." Zwei Stunden später, zu Beginn eines Zeitfensters von sechs Stunden, in dem die Hinrichtung ausgeführt werden sollte, kam die Nachricht von der Gnadenfrist. Als Foster zum zweiten Mal hingerichtet werden sollte, verlangte er nach Hühnchen und Nachos. Stattdessen erklärte ihm sein Anwalt unter Tränen, dass das oberste Gericht des Landes erneut einen Aufschub gewährt hatte.
Mit einer derartigen Wendung rechnet Foster am Dienstag nicht. "Ich habe dem Pastor gesagt, er soll den Hörer neben das Telefon legen", sagt Foster. "Ich will meine Henkersmahlzeit."
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