Montag, 17. September 2012

OLIVER KAHN bloggt No.3





Liebe Fußball-Fans,

Karl-Heinz Rummenigge hat in der aktuellen Stadionzeitung des FC Bayern und in den Tagen davor die „Experten“ kritisiert. Matthäus, Berthold, Thon, Helmer, Scholl, meine Wenigkeit – alle werden über einen Kamm geschoren.

Ein Experte sollte aus meiner Sicht über Fachkompetenz verfügen, Orientierung bieten, Dinge einordnen können und die Fähigkeit besitzen, aufzugreifen, was aktuell den Fußball bewegt. Und dies stets auf sachlicher Ebene. Das Experten-Dasein kann und sollte auch nicht zum Wohle eines Vereins interpretiert werden. Selbstdarstellung, Polemisierung, persönliche Beleidigungen und Eitelkeiten sind fehl am Platz.

Rummenigge will Ruhe im Stall. In diversen Foren und Kommentaren hat er hierfür eindeutige Kritik erhalten. Es wird der Vorwurf erhoben, Rummenigges Zurechtweisung sei ein Angriff auf die Meinungsfreiheit, ein Mangel an Souveränität und das Bestreben, sachliche Kritik zu verhindern. Wie seht ihr das? Ist Rummenigges Expertenschelte berechtigt oder daneben?

Im Stadionheft fragt der Bayern-Vorstand zudem: „Mich würde interessieren, was das Fanorakel von Kahns Thesen hält“. Das ist auf www.fanorakel.de einfach herauszufinden. Das Neuartige am Fanorakel ist die permanente Meinungsabfrage zu Themen, die die Fans beschäftigen. Meine Einschätzungen werden in dem Fan-Meinungsportal von den Usern regelmäßig bewertet. Und ich greife diese Stimmungsbilder auf, kommentiere sie und verschaffe ihnen Gehör wie beispielsweise in meinem Blog.

In meinem vorletzten Blog ging es um die Frage, ob Sportdirektor Matthias Sammer zu Beginn seiner Tätigkeit wie ein zweiter Trainer bei den Bayern gewirkt hat. Nahezu die Hälfte der User hatte den gleichen Eindruck, eine große Mehrheit ist aber genauso wie ich der Meinung, dass Sammer der richtige Mann für den FC Bayern ist. Die Frage, ob 40 Millionen für Martinez angemessen sind, haben 62 Prozent verneint. Ich habe dies anders eingeordnet.

Was denken die Fans und Fußball-Liebhaber? Sie füllen die Stadien, schwenken ihre Fahnen mit Begeisterung und sorgen für Traumquoten. Sollen sie nur als Kulisse und Konsumenten gebraucht werden, aber ansonsten nichts zu sagen haben? In der Zeit der digitalen Vernetzung lässt sich die Stimme der Vielen nicht ignorieren. Zudem werden die radikalen Fangruppen, die den Vereinen immer wieder Probleme bereiten, in ihrem Machtanspruch eingeschränkt, weil sie durch die Vielzahl an Fanstimmen an Gewicht verlieren.

Mündige Fans sind eine Bereicherung. Ein Austausch mit ihnen ist wertvoll.
Augen und Ohren zu verschließen, ist sicherlich keine Lösung. Die Klubs sollten Debatten suchen, nicht unterdrücken. Übrigens auch innerhalb der Vereine. Wenn ein Spieler auf dem Platz Verantwortung für sich und seine Mitspieler übernehmen soll, dann darf man ihn nicht glattgeschliffen oder einen Maulkorb verpasst haben.
Wie soll man sich weiterentwickeln, wenn man die Meinung von außen ignoriert und jede sachliche Kritik von sich stößt?
Angepasstes Verhalten führt nicht zu Siegermentalität!

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