Mittwoch, 30. Mai 2012

Phatische Kommunikation und die Folgen...!



Wenn Menschen miteinander kommunizieren, brauchen sie ein technisches Medium dafür. Sie können telefonieren, reden, mit Blicken werfen, Zeichen geben, Simsen oder mit dem Körper sprechen. Das ist technisch! Für die wirkliche Kommunikation wird aber Aufmerksamkeit gebraucht. Die gegenseitige Aufmerksamkeit eröffnet den wirklichen Kontakt. Das ist die phatische Kommunikation. Zwei Menschen stellen den Kanal auf „offen“.
Sie können den Kontakt zu anderen Menschen so eröffnen: „Entschuldigen Sie bitte…“ oder „Dürfte ich kurz um Ihre Aufmerksamkeit bitten“ oder „Darf ich auch einmal etwas sagen“ oder Sie können ans Glas klopfen, weil Sie eine Rede halten wollen. Da werden Sie von den jeweils anderen angeschaut. Ihnen wird Aufmerksamkeit geschenkt oder (wenn Sie Chef sind oder ein schlechter Redner) mürrisch gegeben.
Wenn Sie viel zu sagen haben, müssen Sie die Aufmerksamkeit der anderen ständig erneuern oder sie sich über längere Zeit erhalten. Wer wirklich etwas zu sagen hat, hält die Aufmerksamkeit durch die gebotenen Inhalte und die Art der Darstellung fest, die Augen hängen an des Sprechers Lippen, die Zuhörer sind gebannt. Sie werden inspiriert, unterhalten oder durch neue Erfahrungen schlau… Und sonst? Da muss sich der Lehrer räuspern: „Hallo? Ihr seid in der Schule. Aufpassen! Auch du da in der Ecke!“ – Der Chef im Meeting: „Bitte nicht durcheinander, wir haben nur ein Meeting, und das leite nun einmal ich.“ Wer die phatische Kommunikation immer nur durch solche Appelle aufrechterhalten kann, hat in der Regel nichts zu sagen, ist langweilig, überflüssig, wird ignoriert. 
Heute können Sie zu jeder Zeit den Phatischen Test machen: Beginnen Ihre Zuhörer, in die Gegend zu schauen? Aus dem Fenster? Tippen Sie auf Smartphones herum? Auf Tablets? Der Blick auf die eifrigen Bildschirmtipper und Fingerwischer zeigt, dass die Kommunikation beendet oder minimiert wird. Wenn Sie mächtig sind, also Zensuren oder Gehaltserhöhungen verteilen dürfen, dann können Sie die Aufmerksamkeit erzwingen. „Handys aus! Vorne abgeben! Ich bin sehr böse, dass ihr euch nicht interessiert!“ Da brüllen Sie, anstatt interessant zu sein. Da wandern die Blicke weg vom Smartphone in die Natur hinaus oder sie suchen andere Augen…
Man sagt: Die Aufmerksamkeit sinkt. Der, der Aufmerksamkeit befiehlt und nicht bekommt, redet von Aufmerksamkeitsstörungen und erklärt für krank oder ungehorsam, wer nicht interessant findet, was von der Macht für interessant erklärt worden ist. 
Das Baby übt phatische Kommunikation. Wenn Mama kurz weg ist, schreit es. Mama muss in die Augen schauen! Da ist es ruhig. Das Baby will nicht allein sein. 
Introvertierte dagegen bemühen sich, keine phatische Verbindung zu eröffnen, sie schauen weg, grüßen nicht, schleichen in ihr Büro und vermeiden Kontakte.
Sei es drum, jeder Mensch hat Aufmerksamkeit verdient, in welchem Maße, dass kann man auch nach dem Kontakt entscheiden.

Kommunikation ist das, was ankommt!



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